"Es ist toll, mitzuerleben, wie viel wir bewirkt haben."

Matthias Schmitt über das Brot-und-Butter-Geschäft kommunaler Politikarbeit, Erfolge des Klimaentscheid Frankfurt und den Mut, immer wieder Neues auszuprobieren.

GermanZero lebt vom Engagement von mehr als 1000 ehrenamtlich Aktiven. Was sie bewegt und was sie konkret fürs Klima tun, ist so vielfältig wie die Städte und Gemeinden, in denen sie aktiv sind.

In loser Folge stellen wir hier Ehrenamtliche mit ihrer GermanZero-Geschichte vor.

Ehrenamt LocalZero / Klimaentscheide
13.03.2024
Daniela Sturm

Matthias Schmitt engagiert sich beim Klimaentscheid Frankfurt (Main), der zum LocalZero-Netzwerk gehört, und ist für den Landesverband HessenZero aktiv.

GermanZero: Matthias, was genau machst du in deinem Team?

Matthias: Ich bin eigentlich gestartet mit dem Klimaentscheid Frankfurt. Der Klimaentscheid Frankfurt war schon aktiv, bevor LocalZero durchgestartet ist. Für mich persönlich hat sich der Entscheid zu einer Plattform entwickelt, die ganz viele andere Engagements möglich gemacht hat. Zum Beispiel war ich auch Mitinitiator beim Versuch, einen Landesverband HessenZero für GermanZero zu gründen; in diesem Kontext bin ich auch bei GermanZero eingestiegen. Wir wollten und wollen den Landesverband Hessen so weit aufbauen, dass Politikgespräche zu Inhalten von GermanZero geführt werden können – leider sind wir bisher noch zu wenige, und die Aktivität ruht.

Was hat dich dazu bewogen, in deinem Team aktiv zu werden? 

Matthias: Ich glaube, mein Fall ist wohl recht selten; aber ich wurde tatsächlich über einen Flyer des Klimaentscheids aktiviert, den ich in einer Bäckerei mitgenommen habe. Damals war mein Sohn gerade alt genug, dass ich wieder Zeit hatte, mich zu engagieren. Ich glaube, es ist sehr wichtig, wenn man Menschen für Engagement gewinnen möchte, dass das Zeitfenster im Leben passt. Als ich später selbst mal versucht habe, Leute über Flyer zu aktivieren, hat das nur ganz wenig Rücklauf gehabt.

Als ich dazu kam, war der Klimaentscheid Frankfurt gerade in einer Umbruchphase, und deshalb konnte ich mich sehr gut einbringen. Es ging darum, von der inhaltlichen Arbeit in die nächste Phase zu kommen und beispielsweise Unterschriften zu sammeln, mehr Menschen anzuziehen. Dann habe ich viele Leute kennengelernt und es hat sich eines nach dem anderen ergeben.

"Wir wurden für eine Anhörung nach Wiesbaden in den Landtag eingeladen, als das hessische Klimaschutzgesetz im Entwurf behandelt wurde. Ich habe mich des Themas angenommen. Das war schon cool."

Wie ging es dann weiter mit deinem Engagement?

Matthias: Ich habe das Brot-und-Buttergeschäft der kommunalen Politikarbeit kennengelernt, sozusagen. Erstmal ohne GermanZero. Zu Beginn gab es relativ wenig Beschäftigung im Entscheid mit Landespolitik und ihrer Auswirkung auf Klimaschutzbemühungen in Kommunen. Aber dann wurden wir durch eine Fraktion für eine Anhörung nach Wiesbaden in den Landtag eingeladen, als das hessische Klimaschutzgesetz im Entwurf behandelt wurde. Damals hatte niemand Zeit, und ich habe mich des Themas angenommen. Das war schon cool. Darüber kam dann eine Beschäftigung mit der Landesebene zustande, und für mich wurde die Forderung nach Klimaschutz als neuer Pflichtaufgabe für Kommunen zum zentralen Thema.

Wie bist Du dann zu GermanZero gekommen?

Matthias: Ich hatte gehört, dass jemand in Niedersachsen eine erfolgreiche Petition gestartet hatte, und dass daraus ein GermanZero-Landesverband entstanden war. Mir wurde an der Stelle klar, dass GermanZero der Hebel sein kann, das Thema weiter zu verfolgen. Ich fand den Ansatz von GermanZero sehr gut, und so habe ich selbst ein paar Ideen eingebracht und weiter mitgemacht.

Übergabe der 23.000 Unterschriften an den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (r.)

Was sind Erfolge oder schöne Momente, die dich immer wieder motivieren? 

Matthias: Toll ist auf jeden Fall, mitzuerleben, wie viel wir mit dem Klimaentscheid Frankfurt inzwischen bewirkt haben. Zum Beispiel hat die Stadt Frankfurt die von uns vorgeschlagene und geforderte Solaroffensive beschlossen, eines der bundesweit führenden kommunalen Förderprogramme für Solaranlagen, das auch Mieter:innen nutzen können; und mit anderen Partnerinitiativen haben wir den ersten Kühlungswald in Frankfurt gepflanzt. Wir stehen kurz vor Abschluss der offiziellen Gespräche mit der Stadt, und es wird spannend sein, was noch erreicht werden kann. Und klar ist auch: es wird weitergehen, wenn auch vielleicht irgendwann nicht mehr als formales Bürgerbegehren.

Für mich ist die menschliche Komponente auch sehr wichtig. Ich habe erfahren, dass ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin. Außerdem kann ich meine Fähigkeiten und meinen beruflichen Hintergrund für eine gute Sache einbringen. Ich finde es toll, Teil eines deutschlandweiten Netzwerkes zu sein.

Wie unterstützt euch GermanZero als Dachorganisation?

Matthias: Was mir bei GermanZero gut gefällt, ist, dass es darum geht, Ehrenamtliche zu befähigen. Es soll Spaß machen UND etwas bewirken. Gleichzeitig gibt es aber auch Tools, um sich zu organisieren, beispielsweise Gespräche zu notieren und Chaos zu vermeiden. Damit gibt es eine gute Mischung aus Professionalität und Offenheit. Leute können sich in dem Umfang einbringen, den sie gut stemmen können.

Den Klimaentscheid, HessenZero und GermanZero verbindet für mich, dass alle diese Organisationen als kritische, aber auch konstruktive Stimme wahrgenommen werden wollen. Wir fordern nicht nur, sondern haben auch Lösungen, die funktionieren und wirken könnten. Wichtig ist dabei auch, dass bei Auftritten Kernmotive von Programmatik erkennbar werden, und wir bei aller Vielfalt mit einer Stimme sprechen. Es ist zum Beispiel wichtig, dass alle Landesverbände von GermanZero das gemeinsame Ziel haben, in ihrem jeweiligen Bundesland Klimaschutz als Pflichtaufgabe der Kommunen zu verankern.

"Was mir bei GermanZero gut gefällt, ist, dass es darum geht, Ehrenamtliche zu befähigen. Es soll Spaß machen UND etwas bewirken."

Was sind die Herausforderungen bei deiner Arbeit in der Lokalgruppe? 

Matthias: Für den Landesverband ganz klar, dass es schwierig ist, Leute zu finden, die Interesse und vor allem Zeit haben. Ich habe den Eindruck, die Rolle der Länder beim Klimaschutz ist schwieriger zu erklären und motiviert weniger als die Rolle in der Kommune vor Ort oder Engagement auf Bundesebene. Wir wollten in Hessen auch Anliegen aus den Kommunen an die Landesebene herantragen. Da könnten Lokalgruppen widersprechende Anforderungen an den Landesverband stellen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Gerade in den vielen Bereichen, die mit Klimaschutz oder -Adaption zu tun haben, zum Beispiel Verkehr, Energiewende oder Trinkwasserversorgung, sind Kommunen nicht unabhängig voneinander. Deshalb brauchen wir noch viel mehr politischen Austausch zwischen den LocalZero-Teams oder auch mehr Expertise und bessere Erklärungen der Vorschläge von GermanZero vor Ort in den Ländern und Kommunen.

"Anfangen ist wichtiger, als von Anfang an richtig tief einzusteigen. "

Was würdest du Leuten mitgeben, die sich auch engagieren wollen?

Matthias: Ich würde gerne eine Ermunterung geben an Menschen in mehrfacher Hinsicht. Die erste ist: Ich hatte nach der Geburt meines Sohnes mindestens drei Jahre keine Zeit für etwas anderes. Es gibt sozusagen Zeitfenster im Leben, in denen Engagement überhaupt möglich wird. Die zweite ist: Anfangen ist wichtiger, als von Anfang an richtig tief einzusteigen. Man muss nicht von Anfang an Expert:in sein, um wirksam zu werden. Nachfragen lohnt sich – die meisten Leute, die sich schon engagieren, teilen ihr Wissen unglaublich gern. Denkt außerdem nicht, dass Leute sauer sind, weil ihr euch zum Beispiel nach einer ersten Kontaktaufnahme nicht mehr gemeldet habt oder keine Zeit gefunden habt, etwas zu tun. Seid nicht zu perfektionistisch, denn wir freuen uns über Jeden und Jede der oder die mitmacht!

Was mir auch noch wichtig ist zu erwähnen, ist dass das Engagement eine total starke Möglichkeit ist, sich in ganz vielen Dimensionen persönlich zu entfalten und Spaß zu haben. Zum Beispiel hätte ich mir vor zehn Jahren nicht träumen lassen, dass ich jemals in einem Ausschuss in Wiesbaden im Landtag sitzen würde. Das war reiner Zufall. Habt Mut etwas Neues auszuprobieren und euch mit Themen zu beschäftigen, von denen ihr bisher noch wenig Ahnung habt! Man kann super seine eigenen Stärken einbringen und trifft nette Menschen.

Dein Engagement

Wenn du mehr über unsere Aktionsfelder erfahren willst, schau dir doch mal unsere Lokalgruppen für Politikgespräche und LocalZero an!