"Die Politik bewegen, bis sie etwas beschließt"

Gerd Heusel von der Klima-Initiative Bad Hersfeld über sein Engagement bei GermanZero

GermanZero lebt vom Engagement von mehr als 1000 ehrenamtlich Aktiven. Was sie bewegt und was sie konkret fürs Klima tun, ist so vieflältig wie die Städte und Gemeinden, in denen sie aktiv sind.

In loser Folge stellen wir hier Ehrenamtliche mit ihrer GermanZero-Geschichte vor.

Ehrenamt Lokalgruppen LocalZero / Klimaentscheide
23.08.2023
Daniela Sturm

Gerd Heusel ist Rentner, lebt in Bad Hersfeld und ist dort für den Klimaschutz in der Stadt aktiv. Um seine freie Zeit für eine gute Sache einzusetzen und in der Hoffnung etwas für die Zukunft seiner Enkel bewirken zu können, tritt er der lokalen Politik regelmäßig auf die Füße. 

GermanZero: Was war der Ausgangspunkt deines Engagements für den Klimaschutz?

Gerd Heusel: Der Ursprung war, dass ich Ende 2019 zur Zeit der Gründungsversammlung auf GermanZero gestoßen bin. Im Internet habe ich ein Interview gesehen und das hat mich direkt angesprochen. Den Plan, ein Gesetzespaket zu schreiben, fand ich gut und das war auch für mich der Startschuss. Bei uns in der Kommune wurde im Jahr 2020 der Klimanotstand ausgerufen und wir haben es geschafft, dass die Stadt den Beschluss zur Klimaneutralität 2035 gefasst hat.

Welche Aufgabe übernimmst du bei GermanZero?

Gerd Heusel: Ich bin in unserer Gruppe, der Klima-Initiative Bad Hersfeld, eigentlich der Initiator, der das auf den Weg gebracht hat. Wir sind inzwischen ein eingetragener Verein und ich leite die lokale Gruppe. Aus diesem Team bin ich der Einzige, der zusätzlich direkt bei der Dachorganisation GermanZero aktiv ist. Ich bin bei den Pionieren noch dabei und habe zu Beginn an Recherchen teilgenommen. Das waren die ersten Schritte, um das Maßnahmenpaket zu schnüren. So bin ich langsam bei GermanZero hineingewachsen. Ich kenne die Bundestreffen und war auch bei allen dabei.

Wie ist die Lokalgruppe aufgestellt?

Gerd Heusel: Wir sind eine Gruppe von theoretisch 40 Leuten, wirklich aktiv sind aber nur sechs bis sieben Leute. Es sind viele Passive dabei, die unsere E-Mails erhalten. Wir sind eigentlich mehr so Rentner4Future oder Parents4Future, könnte man sagen. Leider haben wir keine Basis an jüngeren Leuten. Bad Hersfeld ist in der Provinz und viele ziehen nach dem Abitur weg, um zu studieren.

Was hat dich dazu bewogen aktiv zu werden?

Gerd Heusel: Ich war schon immer an Umweltthemen interessiert. "Grenzen des Wachstums" von Dennis Meadows habe ich 1972 gelesen. Das hat mich schon nachdenklich gemacht. Zu dieser Zeit war ich aber eher Mitläufer oder durchs Studium gebunden. Ich bin jetzt nie in der ersten Reihe marschiert. Wenn andere vorangegangen sind, bin ich aber schon mal mitgekommen zu Demonstrationen. Damals gab es die Osterdemos in Bonn und Proteste gegen die Atomkraft. Lange ist das jetzt schon her.

"Wenn wir erreichen wollen, was wir uns vorgenommen haben, dann müssen wir ständig dranbleiben und dafür kämpfen."

Für mich war so der Punkt Ende 2019 erreicht, als ich dachte, man muss doch etwas machen und nicht nur zuschauen. Wenn wir das hier in der Kommune nicht in die Hand nehmen, dann passiert auch nichts. Dieser Eindruck hat sich auch nicht geändert. Wenn wir das erreichen wollen, was wir uns vorgenommen haben, dann müssen wir ständig dranbleiben und dafür kämpfen. Wir müssen den Politikern und der Verwaltung ständig auf die Füße treten, sie regelrecht ärgern und animieren, damit sie weitermachen. Von selbst läuft nichts. Das ist mein Eindruck und deshalb engagiere ich mich. Wie viel wir bewegen können, das weiß ich nicht. Man schwankt sicherlich immer zwischen Hoffnungslosigkeit und manchmal gibt es auch positive Signale.

Welche Erfolge oder schöne Momente gibt es, die dich immer wieder motivieren?

Gerd Heusel: Sicherlich sind es Beschlüsse. Wenn wir die Politik so weit bewegt haben, dass sie definitiv etwas beschließt, dann ist das erstmal eine gute Sache. Da haben wir auch das Gefühl, dass diese aufgrund unserer Initiative entstanden sind.

"Wenn ich mit GermanZero unterwegs bin, spüre ich auch viel Rückhalt. Das motiviert mich."

Wenn ich mit GermanZero unterwegs bin, wie zum Beispiel bei den Exkursionen oder Bundestreffen, da spüre ich auch viel Rückhalt. Ich treffe Leute, die gemeinsame Ziele mit mir verfolgen, wir können darüber sprechen und ich stoße auf Verständnis. Oft trifft man bekannte Gesichter. Das motiviert mich schon.

Welche Herausforderungen gibt es?

Gerd Heusel: Naja, der Beschluss ist ja erstmal nur ein Stück Papier mit Unterschriften. Da ist oft ein Stück Enttäuschung und auch Frustration, wenn man lange Zeit warten muss, bevor es dann weiter geht. Man braucht viel Geduld und Durchhaltevermögen. Jeder Einzelne geht damit anders um. Ich habe Zeit, um diese in den Umweltschutz zu investieren. Ich mache es, weil ich die Hoffnung habe, dass ich für meine Enkel ein bisschen was bewirken kann. Aber ich kann auch verstehen, wenn berufstätige Leute dann das Gefühl bekommen, der zusätzliche Zeitaufwand nutzt wenig.

Insgesamt bräuchten wir einfach mehr Leute die mitmachen. Bislang ist noch nicht die Massenbewegung entstanden, die wir benötigen, um voranzukommen.

Was möchtest du Leuten mitgeben, die auch mitmachen möchten?

Gerd Heusel: Ich wünsche mir einfach, dass mehr Leute mitmachen. Jeder kann sich auch nach seinen Interessen in Fachthemen einbringen. Da gibt es eine sehr große Bandbreite. Man kann sich nach seinen Interessen einbringen. Für mich sind energetische Themen sehr wichtig, die Meinungsbildung und auch die Information der Bevölkerung. Die Umwelt zeigt uns aktuell, mit Waldbränden und Überschwemmungen, dass es so nicht weitergehen kann und man dringend etwas ändern muss.

Für Eilige

Wenn du mehr über unsere Aktionsfelder erfahren willst, schau dir doch mal unsere Lokalgruppen für Politikgespräche und LocalZero an!