Nur noch 2,3 Gigatonnen

Wie GermanZero das nationale Restbudget berechnet

Deutschland kann ab dem 1.1.2023 nur noch 2,3 Gigatonnen an Treibhausgasen emittieren, um seine Verpflichtung aus dem Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Hier erklären wir, wie GermanZero diesen Wert berechnet - und wie er mit dem Reduktionspfad zusammenhängt, den wir vorschlagen.

Klimapolitik Klimawissen
04.07.2023
GermanZero

Warum ist das Restbudget relevant?

Nur durch die Definition eines Restbudgets und dessen konsequente Einhaltung lässt sich aus Sicht von GermanZero und anderen Stakeholdern wie dem Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)[1] oder dem Bundesverfassungsgericht eine zielgerichtete Klimapolitik betreiben. In seinem Urteil von 2021 beschreibt das Bundesverfassungsgericht die Methodik, Klimaschutz ausschließlich mit Hilfe von Minderungszielen und ohne das Konzept einer Gesamtemissionsmenge und somit einem Restbudget als „Klimaschutz ins Blaue hinein zu betreiben“[2].

Was ist ein Restbudget?

Wichtig ist zunächst zu verstehen, dass es „das“ Restbudget nicht gibt. Je nach gewähltem Bereich, beispielsweise zeitlich oder geografisch betrachtet, wird ein anderes Budget angegeben.

Zunächst muss der geografische Bezugsrahmen festgelegt werden: Unterschieden wird zwischen dem globalen Restbudget und dem Restbudget für einen Nationalstaat, in unserem Fall für Deutschland.

Im Falle eines Nationalstaates wird das nationale Restbudget vom globalen Restbudget abgeleitet. In diesem Fall muss die Verteilungslogik angegeben werden. Häufig ist dies die Pro-Kopf Verteilung[3], alternativ gibt es beispielsweise die Verteilung nach der Wirtschaftskraft[4].

Im Anschluss muss definiert werden, welche Treibhausgase betrachtet werden. Meistens wird ein Restbudget nur für CO2 angegeben und nicht für CO2-Äquivalente, also alle Treibhausgase.[5]

Darüber hinaus muss eine gewisse obere Grenze für die Erderwärmung, üblicherweise 1,5°C, 1,75°C oder 2°C in Verbindung mit einer Wahrscheinlichkeit, diese Grenze zu unterschreiten – meistens 50% oder 67% angegeben werden. Die verbleibenden Budgets für das globale CO2-Budget ab 2020 für verschiedene Temperaturgrenzen und unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten diese zu erreichen hat das IPCC berechnet. So beträgt das CO2-Budget ab 2020 für eine 50% Wahrscheinlichkeit, die Temperaturerhöhung auf 1,5°C zu begrenzen bei 500 Gt CO2. Soll die Wahrscheinlichkeit auf 67% steigen, dürfen nur noch 400 Gt CO2 ausgestoßen werden[6].

Zuletzt gilt es noch das Jahr zu bestimmen, ab dem das jeweilige Budget gilt. Üblich sind hier entweder der Zeitraum ab Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens und somit 2016 oder eines der aktuellen Jahre, sprich 2022 oder 2023.

Sind all diese Parameter definiert, kann ein Restbudget angegeben werden.

Wie definiert GermanZero das Restbudget und welche Annahmen stehen dahinter?

Verlauf der Treibhausgasemissionen
Reduktionspfade von GermanZero und Bundesregierung: Wird Klimaneutralität erst 2045 erreicht, entstehen im verbleibenden Zeitraum zu hohe Emissionen (violette Fläche).

GermanZero hat im Rahmen des 1,5-Grad-Gesetzespaketes ein Restbudget für alle Treibhausgase ab 2022 berechnet.

Zur Berechnung wird vom Jahr 2016, dem Jahr des Inkrafttreten des Pariser Klimaabkommens ausgegangen. Auf das vom IPCC 2021 errechnete weltweite Budget – bezogen auf die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze mit einer 67%igen Wahrscheinlichkeit von 400 GT CO2 ab dem 1. Januar 2020[7] - werden die globalen Emissionen aus 2016 bis 2019 (etwa 167 GT CO2) hinzugerechnet, was 567 Gt CO2 ergibt. Bei einer Pro-Kopf-Verteilung folgt daraus ein Restbudget von 6,3 Gigatonnen CO2 ab dem 1. Januar 2016 für Deutschland. Basierend auf den CO2-Emissionen der letzten Jahre verbleiben noch 2,1 Gigatonnen CO2 ab dem 1. Januar 2022.

Um Nicht-CO2-Treibhausgase zu berücksichtigen, hat GermanZero ein non-CO2- THG-Budget in CO2e errechnet. Dadurch ergeben sich für Deutschland ab dem 1. Januar 2022 ein THG-Restbudget von 3,03 Gt CO2e.[8] Werden von diesen 3,03 Gt CO2e die voraussichtlichen Emissionen von 0,74 Gt CO2e[9] aus 2022 subtrahiert, ergibt sich ein Restbudget von 2,29 Gt CO2e ab 2023.

Selbst nach dem von GermanZero anvisierten Pfad mit Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 wird dieses Budget deutlich überschritten. Um diese Überschreitung anzuerkennen, muss aus Sicht von GermanZero jegliche die 2,29 Gt CO2e überschreitende Emission international ausgeglichen werden. Nach der aktuellen GermanZero Szenario-Rechnung handelt es sich dabei um 1,9 Gt CO2e.

Quellen

[1] S. SRU: Wie viel CO₂ darf Deutschland maximal noch ausstoßen? Fragen und Antworten zum CO₂-Budget, 2016, Kap. 9, S. 10

[2] S. IEA, Net Zero by 2050, a roadmap for the global energy sector, S.53, Grafik 2.2

S. SRU: Wie viel CO₂ darf Deutschland maximal noch ausstoßen? Fragen und Antworten zum CO₂-Budget, 2016, Kap. 10, S. 11

[4] S. IPCC 2021, AR6 WG1, S. 29/Tabelle SPM.2

[5] S. SRU: Wie viel CO₂ darf Deutschland maximal noch ausstoßen? Fragen und Antworten zum CO₂-Budget, 2016, Kap. 2 und 3, S. 4

[6] S. Bundesverfassungsericht, Leitsätze zum Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021

[7] S. IPCC 2021, AR6 WG1, S. 29/Tabelle SPM.2

[8] S. GermanZero, 1,5°C Gesetzespaket, Kap. 9, S. 1446

[9] S. UBA 2023, Trendtabelle nach Sektoren, Tabellenreiter THG, Zelle AJ7